Wer geflochtene Schnüre nutzt kennt das Phänomen. Bei kalten Temperaturen bis 10 Grad dreht eine geflochtene Schnur auf der Rolle schnell mal durch. Gerade eine UL-Rolle wie die Shimano Vanquish 1000SSSPG hat einen extrem glatten Spulenkopf. Wenn die Rolle durchdreht gibt es keine Bremswirkung mehr und das einholen der Schnur ist nicht möglich. Manchmal gibt es noch eine Teil-Bremswirkung die schwer zu erkennen ist. Das führt dann häufig zu vielen Fehlbissen was ärgerlich ist. Das wollen wir verhindern.
Um das durchdrehen auf Schnur auf der Rolle zu unterbinden ist es notwendig, diese mit einer monofilen Schnur zu „unterfüttern“. Die monofile Schnur hat die Eigenschaft sich praktisch auf dem Spulenkopf „festzukrallen“. Dabei ist zu beachten, dass die Schnur mit der unterfüttert wird deutlich dünner als die Hauptschnur ist. Dies ist wichtig, da sich ansonsten die Hauptschnur in die darunter liegende Hauptschnur rein drückt und so das Wickelbild unrund wird und die Schnur nicht mehr sauber von der Rolle gleitet.
Ich verwende zum unterfüttern in der Regel die Stroft GTM in 0.04mm. Diese ist z. B. deutlich dünner als meine Hauptschnur die Stroft GTP Typ S04 in 0.09 mm. Falls ihr diese sehr gute geflochtene Schnur auch verwenden wollt habt ihr die Wahl zwischen zwei Varianten. Das „S” steht für „Smooth”, also besonders glatt. Wenn Du diese Schnüre durch Deine Finger gleiten lässt, wirst Du kaum einen Unterschied zu einer monofilen Schnur spüren, vor allem bei der „Silbergrauen”. Die „Gelbgrüne” besteht aus einer neuen, modifizierten Faser, die deutlich abriebfester ist und sich deshalb etwas steifer anfühlt. Außerdem bietet die „Gelbgrüne” größere Tragkraftreserven, sodass die angegebenen Tragkräfte oft auch bei gut gebundenen Knoten erreicht werden. An dieser Stelle kommt es jedoch weniger auf zusätzliche Tragkraftsteigerungen an, sondern auf die Gesamtcharakteristik der Schnur. Probier beide aus und entscheide selbst – am Ende ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Einsatzbereichs. Ich verwende beide Varianten.
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Auf die Spule kommen dann ca. 50 Meter von der dünnen Mono-Schnur. Befestigt wird diese erste Schnur mit einem Spulenachsenknoten. Schaut euch das hier verlinkte Video einmal an. Es ist denkbar einfach.
Nun binde ich die Hauptschnur an die Mono und lege ein sehr kleines Stück Tesafilm über den Knoten, damit dieser nicht durchdrückt. Als Verbindungsknoten bietet sich der Doppelter Grinner Knoten an. Es kann natürlich auch der Albright-Knoten verwendet werden.
Tipp: Mir ist das mit den Knoten etwas zu kompliziert und schwer umzusetzen bei so dünner Schnur so das ich hier einfach einen einfachen Knoten bzw. eine Schlaufe mache. Wenn der Fisch so viel Schnur ziehen sollte hält ja die sehr dünne Schnur sowieso nicht mehr.
Danach kann ich die Hauptschnur aufspulen.
Die Sache mit dem Uhrzeigersinn
- Schnur vor dem Aufspulen durch mindestens einer der Rutenringe ziehen
- Schnur immer gegen den Uhrzeigersinn von der Spule abspulen (führt sonst zum Drall der Schnur)
Wichtig: Die Schnurspule darf sich nicht bewegen, wenn wir die Schnur langsam (!) auf die Rolle wickeln.
Die passende Schnurmenge
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schnurmenge. Mit einer bis zum Rand gefüllten Rolle erreichen wir zwar eine größere Wurfweite, jedoch neigt die knallvolle Rolle auch eher dazu, eine Perücke zu produzieren. Hier ist nicht nur die Qualität der Schnur entscheidend, sondern auch die der Rolle selbst. Je sauberer die Wicklungen, desto weniger Schnursalat! Ein guter Kompromiss ist es, die Rolle nur bis einen Millimeter unter den Spulenrand zu füllen.
Alternative zum Unterfüttern
Der erfahrene Angler Achunter82 aus unserer Community unterfüttert die Rollen nicht sondern geht wie folgt vor:
„Ohne Unterfütterung geht auch wenn man mit einer Spulenumdrehung Leukosilk (Größe 5,00 m x 1,25 cm, PZN 00626219) die Schnur auf dem Spulenkern die Geflochtene sicherst. Leukosilk ist ein weisses, raus Klebeband was sich rückstandslos entfernen lässt.“
Testet gerne ob ihr ähnlich positive Erfahrung damit gemacht habt oder macht und schreibt es hier in den Kommentar unter diesen Artikel.
Ich selbst habe flugs meinen Test im August 2024 gestartet und Leukosilk statt Monoschnur als Untermaterial für die geflochtene Schnur an drei Rollen verwendet. Das Material wird im Uhrzeigersinn angebracht und die Schnur unter das Leukosilk gelegt wie auf den Bildern weiter unten ersichtlich. Achte darauf das sich das Leukosilk nicht überlappt!
Wir werden Sehen wie der Langzeittest aussieht. Insbesondere ob die Schnur wirklich bei sehr niedrigen Temperaturen nicht durchdreht und ob das Material stabil auf der Rolle bleibt und sich nicht zersetzt. Nachfolgend einige Bilder
Schnur länger nutzen
Die erste Frage, die man sich stellt, ist, ob man auf UL-Rollen lieber 100 oder 150 Meter Schnur aufspulen sollte. Aus meiner persönlichen Erfahrung ist es empfehlenswert, eine größere Menge zu wählen, sofern die Kapazität der Rolle dies zulässt. Nach einem Angelausflug verliert man schnell mal 5 bis 10 Meter Schnur, beispielsweise durch unlösbare Knoten.
Darüber hinaus wird empfohlen, die Schnur einmal jährlich oder spätestens alle zwei Jahre auf der Spule zu wenden. Das bedeutet, die geflochtene Schnur komplett abzuspulen und dann in umgekehrter Richtung wieder aufzuwickeln. Dadurch kommt die ungenutzte Schnur, die bisher unten auf der Spule lag, nach oben, während das ältere Material nach unten wandert. So kann man die doch recht teuren Schnüre länger nutzen.
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