Kiemenrundschnitt vs. Herzstich – Welche Methode ist beim Forellenangeln die bessere Wahl?

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Seit je her gibt es unter Forellenanglern zwei Fraktionen. Die einen bevorzugen den Herzstich und andere wiederum den Kiemenrundschnitt. Beide Methoden haben ihre Daseinsberechtigung. Besonders beim Forellenangeln stellt sich die Frage, welche dieser Methoden den Ansprüchen an ein waidgerechtes Angeln besser gerecht wird. Dieser Artikel beleuchtet beide Methoden und zeigt auf, warum ihr den Kiemenrundschnitt unbedingt einmal ausprobieren solltet.

Waidgerechtes Versorgen

Bevor wir uns den beiden Methoden im Detail widmen, ist es wichtig, den Grundgedanken der Waidgerechtigkeit in der Fischerei zu verstehen. Waidgerechtes Verhalten bedeutet, dass der Angler alles tut, um dem gefangenen Fisch unnötiges Leiden zu ersparen. Das beginnt bei der schnellen und effektiven Betäubung und endet mit einer sachgerechten Tötung, die sowohl ethisch vertretbar als auch praktisch effizient ist. Gehen wir nun auf die Details ein.

Betäubung

Der Fisch wird nach dem Fang betäubt. Dies erfolgt mit 2-3 kräftigen Schlägen auf den Kopf (vorderer Bereich hinter den Augen) dort wo das erbsengroße Gehirn sitzt. Das es erfolgreich war erkennt ihr daran das 1. der Fisch anfängt zu zittern und 2. der Augendreh-Reflex nicht mehr funktioniert (d. h. ihr bewegte den Fisch um die eigene Achse und die Augen wandern nicht mehr mit). Der Fisch würde normalerweise versuchen der Bewegung in der Horizontalen zu folgen wenn ihr den Fisch dreht.

Haken entfernen

In vielen YouTube-Videos sieht man, dass Fische nach dem Fang zwar waidgerecht betäubt werden, jedoch direkt im Anschluss der Haken entfernt wird, bevor ein Kiemenschnitt oder Herzstich durchgeführt wurde. Diese Praxis mag verbreitet sein, entspricht jedoch nicht den tierschutzrechtlichen Empfehlungen.

Gemäß § 4 Abs. 1 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) darf ein Wirbeltier nur unter wirksamer Betäubung oder ohne vermeidbare Schmerzen getötet werden. Das bloße Betäuben eines Fisches bedeutet jedoch nicht, dass dieser bereits tot ist. Die Betäubung dient lediglich dazu, den Fisch vorübergehend bewegungsunfähig zu machen. Um sicherzustellen, dass der Fisch keinen weiteren unnötigen Stress oder Schmerzen erleidet, ist es daher aus Sicht des Tierwohls entscheidend, den Herzstich oder Kiemenschnitt vorzunehmen, bevor der Haken entfernt wird.

Die Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV) regelt in § 13 auch ausdrücklich, dass Fische nach der Betäubung schnellstmöglich getötet werden müssen. Erst wenn der Fisch sicher tot ist, sollte der Haken entfernt werden. Auf diese Weise vermeidest du nicht nur Schmerzen für das Tier, sondern hältst dich auch an die tierschutzrechtlichen Vorgaben.

Es gilt also: Die Reihenfolge ist wichtig! Erst Betäuben, dann Herzstich oder Kiemenschnitt – und erst danach den Haken entfernen. Diese Vorgehensweise ist nicht nur gesetzlich geboten, sondern auch ein Zeichen von Respekt gegenüber dem Tier.

Kiemenrundschnitt

Diese Methode ist besonders unter Forellenanglern mehr und mehr verbreitet. Der Kiemenrundschnitt erfolgt durch einen präzisen Schnitt entlang der Kiemenbögen. Dabei werden die Hauptblutgefäße durchtrennt, wodurch der Fisch schnell ausblutet und innerhalb weniger Sekunden stirbt. Der Kiemenrundschnitt hat sich als äußerst effektiv erwiesen.

Ich selbst mache den Kiemenrundschnitt immer auf Länge des gesamten Kiemenbogens (Bis nach oben zur Wirbelsäule und ganz nach unten). So kann ich später beim ausnehmen die Kiemenbögen mit einem Griff direkt rausnehmen. Am austretenden Blut erkennt ihr dann das der Schnitt erfolgreich war.

Herzstich

Beim Herzstich wird eine scharfe Klinge direkt ins Herz des Fisches gestochen. Dies soll das Herz sofort stoppen und den Fisch schnell töten. Allerdings erfordert der Herzstich eine hohe Präzision und Erfahrung, da das Herz eines Fisches, besonders bei Forellen nicht einfach zu treffen ist.

Unabhängig davon, welche Methode zur Tötung angewendet wird, muss der Fisch zuerst immer betäubt werden. Der Haken darf erst entfernt werden nachdem der Fisch betäubt und mit Herzstich bzw. Kiemenrundschnitt getötet wurde.

Vorteile des Kiemenrundschnitts
Schnelles Ausbluten

Der Hauptvorteil des Kiemenrundschnitts liegt in der Geschwindigkeit und Vollständigkeit des Ausblutens. Gerade nach einer ordnungsgemäßen Betäubung beginnt der Fisch sofort auszubluten, wodurch der Tod schnell eintritt. Dies verhindert nicht nur, dass der Fisch unnötig leidet, sondern sichert auch Qualität des Fischfleisches. Ein schneller Blutverlust reduziert die Ansammlung von Milchsäure und anderen Stresshormonen im Muskelgewebe, was zu zarterem und länger haltbarem Fleisch führt.

Einfache Durchführung

Im Vergleich zum Herzstich ist der Kiemenrundschnitt einfacher durchzuführen. Während der Herzstich eine exakte Platzierung der Klinge erfordert, die bei Forellen oft schwierig zu erreichen ist, ist der Kiemenrundschnitt wesentlich weniger fehleranfällig. Selbst bei geringerer Erfahrung kann ein Angler den Kiemenrundschnitt sauber und effektiv anwenden, was ihn zur bevorzugten Methode macht, insbesondere bei kleineren Portionsforellen um die 400g. Auch lassen sich durch den Kiemenrundschnitt die Kiemen leichter entfernen.

Reduziertes Risiko von Fehlern

Da der Kiemenrundschnitt auf einer klaren und relativ großzügigen Zielstruktur basiert (den Kiemenbögen), ist das Risiko eines Fehlers minimal. Dies steht im starken Gegensatz zum Herzstich, bei dem ein präziser Treffer auf das Herz notwendig ist, um den Fisch sofort zu töten. Wird das Herz verfehlt, kann der Fisch unnötig lange leiden, was dem Grundsatz der Waidgerechtigkeit entgegensteht.

Herzstich – Nachteile

Hohe Präzision erforderlich

Der Herzstich verlangt vom Angler ein hohes Maß an Präzision. Besonders bei kleinen Forellen ist das Herz schwer zu lokalisieren, und ein fehlerhafter Stich kann dazu führen, dass der Fisch nicht sofort stirbt und die inneren Organe wie die Galle getroffen werden. Der Fisch ist dann ungenießbar da die Gallenflüssigkeit sich im Fischkörper verteilt. Falls du den Herzstich machst achte stets daraus das nur Blut austritt und nicht die gelbliche Gallenflüssigkeit. Ist dies der Fall muss der Fisch sofort ausgenommen werden. Da das Fleisch sich nicht nur gelb verfärbt sondern auch bitter wird. Es ist jedoch nicht so wie man häufig liest das der Fisch damit verdorben ist. Wascht betroffene Stellen gründlich aus oder schneidet es weg und ihr könnt den Fisch dann auch noch essen.

Unzureichendes Ausbluten

Da der Herzstich das Herz sofort zum Stillstand bringt, bleibt oft Blut im Körper des Fisches zurück. Dies kann die Fleischqualität negativ beeinflussen, da das verbliebene Blut das Muskelgewebe schneller verderben lässt und den Geschmack beeinträchtigt. Insbesondere bei Fischen, die unmittelbar nach dem Fang verzehrt oder weiterverarbeitet werden sollen, kann dies ein erheblicher Nachteil sein.

Fazit

Der Kiemenrundschnitt ist unsere klare Empfehlung. Nicht nur für Anfänger.

Er ist einfacher durchzuführen, gewährleistet ein schnelles Ausbluten und minimiert das Risiko von Fehlern. Für Angler, die auf waidgerechtes Verhalten Wert legen und gleichzeitig die Fleischqualität des Fangs optimieren möchten, ist der Kiemenrundschnitt daher die Methode der Wahl.

Zubehör

Das nötige Zubehör für die waidgerechte Versorgung der Forellen findet ihr in einem weiterführenden Blogartikel.


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