Im UL- Rollenbereich haben sich vor allem die Firmen Shimano und Daiwa durchgesetzt. Insbesondere Daiwa bietet dabei in dem unteren Preisbereich unter 100 Euro mit der Legalis und der Exceler erstaunlich gute Angelrollen, die qualitativ schon sehr nah an die aktuellen Toprollen herankommen. Naheliegend wäre, dass die Rollen aus dem mittleren Preisbereich von 150 bis 250 Euro spürbar besser sind und vor allem auch leichter laufen. Nach dem Öffnen des Rollenkartons kommt es aber beim ersten Kurbeln und beim Bespulen der Schnur auf die in Europa weit verbreitete tiefen Spule, zur Ernüchterung, wenn nicht gar Enttäuschung. Die Rolle läuft relativ schwergängig und das Wickelbild hat man sich auch etwas gleichmäßiger gewünscht. Hierbei helfen auch die mitgelieferten Unterlegscheiben nicht, welche nur dafür sorgen, dass die Schnur nicht zu weit unten oder oben aufgespult wurde. Für beide Probleme gibt es aber Lösungsmöglichkeiten, die ich im Folgenden ausführen möchte.
Ungleichmäßige Schnurverlegung
Daiwa setzt konsequent auf die zuverlässige Kreuzverlegung. Im Gegensatz zum Wormshaft, welches Shimano ab der Mittelklasse nutzt, ist diese meist langlebiger und belastbarer. Der Nachteil ist aber eine etwas ungleichmäßige Schnurverlegung. Dieses wird vor allem dann sichtbar, wenn man eine tiefe Spule nutzt. Diese erkennt man an dem Buchstaben „D“ am Ende der Rollenbezeichnung. Flache Spulen haben den Buchstaben „S“, bzw. mehrere „S“, wenn sie besonders flach sind. Zum UL – Angeln bieten sich aufgrund der dünnen Schnüre und geringen Angelentfernung flache Spulen an. Aus unerklärlichen Gründen werden in Europa viele 1000er und 2000er Rollen mit tiefen Spulen verkauft. In der Praxis wirkt sich das ungleichmäßige Wickelbild der tiefen Spulen nur minimal auf die Wurfweite aus. Dennoch kann man hier noch etwas mehr rausholen.
Die günstige Lösung ist ein Linereducer, den man günstig bei Kleinanzeigen erwerben kann. Dieser macht aus einer tiefen, eine flache Spule. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Ersatzspule von SLP Works. Diese sind qualitativ den Originalspulen mindestens ebenbürtig und bieten die Möglichkeit, die Rolle auch optisch etwas aufzuwerten.
Schwergängiger Lauf
Beim genaueren Hinsehen fällt einem der Schriftzug „Magsealed (MS)“ ins Auge. Diese Technologie spendiert Daiwa fast allen Rollen von der Fuego aufwärts. Das Zusammenspiel von Magneten und einem speziellen Öl soll für eine bessere Abdichtung der Rolle sorgen. Dieses ist vor allem im Salzwasser von Vorteil, auch wenn es da nicht wenige Angler gibt, welche lieber auf Rollen zurückgreifen, die nicht MS sind. Forellenseen sind fast immer reine Süßwasserseen und von daher ist der Vorteil der besseren Abdichtung zu vernachlässigen. Es bleibt aber der Nachteil des deutlich schwergängigeren Laufes. Die Auswirkungen können von Modell zu Modell und teilweise sogar auch innerhalb eines Modells stark abweichen. Wenn man nun eine Rolle erwischt hat, die schwergängig läuft, kann man das MS entfernen lassen. Man verliert dadurch zwar die Gewährleistung des Herstellers, aber man gewinnt ein Laufverhalten, welches spürbar besser ist. Als Laie sollte man den Ausbau des MS von Profis machen lassen, weil man da auch viele Fehler machen kann, die nicht so einfach zu beheben sind. Hierbei sollte man sich an bewährte Rollentuning und – wartungsfirmen wenden. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit Andreas Lier von Pimpmyreels gemacht.
Kurze oder lange Kurbel?
Daiwa stattet die meisten Rollen von Haus aus mit relativ langen Kurbeln mit einer Länge von ca. 45mm aus. Vereinfacht gesagt hat man mit einer langen Kurbel mehr Kraft und mit einer kurzen Kurbel mehr Gefühl. Der Mittelwert bei den Kurbeln einer 1000er oder 2000er Rolle liegt normalerweise bei 40mm. Da viele Rollen aus dem Hause Daiwa durch das MS eher schwergängig sind, macht eine lange Kurbel da Sinn. Mit einer kurzen Kurbel würde sich das Gefühl der Schwergängigkeit verstärken. Wenn man allerdings das MS entfernen lassen hat, kann man über eine kürzere Kurbellänge nachdenken. Hierbei kommt es auf die persönlichen Vorlieben und das geplante Einsatzgebiet der Rolle an. Alle Schraubkurbeln der aktuellen Daiwa LT Modelle sind untereinander tauschbar. Es gibt auch Tuningkurbeln von SLP Works, Rodio Craft, ZPI, Avail usw.
Fazit
Letztenendes muss jeder selbst entscheiden, welche Tuningmaßnahmen man durchführen möchte und wo die Grenzen von Kosten/Nutzen liegen. Durch das Tuning kann man eine Mittelklasserolle auf Augenhöhe mit den Toprollen bringen. Das ist nicht günstig, aber man hat seine individuelle Rolle, an der man viele Jahre Freude haben kann.
Chris Klatt
Über den Autor
Ich bin Christian Klatt und angel seit meinem 4. Lebensjahr. Meine ersten Angelerfahrungen habe ich beim Meeresangeln in Dänemark gemacht. Später kamen dann noch verschiedene Raubfische dazu, die ich vor allem in Schweden befischt habe. Mit der bestandenen Prüfung zum Fischereischein habe ich vor allem die heimischen Raub- und Friedfische befischt. Ab und zu war ich auch an Forellenseen, die aber nicht mit heutigen Gewässern vergleichbar waren. Man fing dort zwar ganz gut, aber abgesehen vom Fang waren das keine besonders schönen Angelerlebnisse. Ganz anders waren da die Forellenseen in Dänemark und Schweden, die weit weniger Angeldruck und eine deutlich schönere Natur boten. In Deutschland habe ich mich sehr intensiv mit dem Karpfenangeln auseinandergesetzt und zahlreiche Nächte an lokalen Baggerseen verbracht. Den anderen Fischarten bin ich aber immer treu geblieben und für mich persönlich ist es wichtig, immer wieder unterschiedliche Zielfische zu beangeln. Hierbei befasse ich mich durchaus intensiv mit meinem Hobby.
Zum UL- Angeln auf Forellen bin ich vor gar nicht so langer Zeit gekommen. Aus privaten und beruflichen Gründen fehlt mir oftmals die Zeit, tagelang angeln zu gehen und beim Forellenangeln kann man in wenigen Stunden erfolgreich angeln und entspannen. Ich war überrascht, dass zumindest an den Anlagen, an denen ich fische, viele der alten Missstände der Forellenseen der 80er und 90er Jahre abgestellt wurden. Der Umgangston war weitaus kollegialer und auch das Fischwohl hat einen weitaus größeren Stellenwert. Nebenbei hat mich der erste Drill an der UL- Rute fasziniert und ich war Feuer und Flamme. Ich bin zwar kein Turnierangler, aber mir macht es einfach Spaß mit hochwertigem Angelgerät zu fischen. Ganz nebenbei fängt man noch die ein oder andere leckere Fischmahlzeit zusammen.
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