Ein Gastbeitrag von Tim Keppler
Wobbler ist nicht gleich Wobbler
Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit meinem Kumpel Andre. Er war der Meinung, dass Wobbler nicht effektiv genug an den hiesigen Forellenseen seien, schließlich hätten wir ja Gummi und Spoon.
Heute bin ich froh, dass ich Andre überzeugen konnte das Thema Wobbler zu testen und freue mich ihn immer häufiger mit Wobbler am Wasser zu sehen. Gerade dann, wenn etwas Besonderes nötig ist und die Fische nicht auf Anhieb so wollen wie wir. Als Turnierangler schaue ich ganz genau hin, wenn die Fische einmal nicht nach „Schema F“ beißen wollen. Hier muss man immer wieder tief in die Trickkiste greifen. Durch The Art of Fishing habe ich das Fischen mit Hardbaits nochmals anders kennengelernt und bin zu der Erkenntnis gelangt: „Wobbler ist nicht gleich Wobbler„
Was macht man also, wenn man in das Mysterium eintauchen will? Testen testen und immer wieder testen und langsam ein Gefühl für diesen Köder entwickeln.
Wobbler-Klassen
Als begeisterter und erfolgreicher C&R Tournament Angler unterteile ich die Wobbler gerne in verschiedene Gruppen, die ich in die entsprechenden Runden (Zeitphasen) eines Wettkampfs aufteile.
Runde 1 und 2
Hier ist die Fischaktivität sehr hoch, die Fische sind aufgewühlt und kennen unsere Köder noch nicht. Man kann sagen, sie beißen auf fast alles – FAST alles. Nachdem man die ersten Fische mit seinem Start-Spoon gefangen hat, wird man schnell merken, dass die Fische vorsichtiger werden. Die Bisse auf Spoon nehmen ab, oder bleiben gar ganz aus.
Hier kommt in einer solchen Situation mein erster Wobbler ins Spiel.
Rodiocraft USSA S
Ein Wobbler der direkt auf den ersten Blick anders ist, als das was wir hier so kennen. Quasi verkehrt herum aufgebaut, sieht dieser Wobbler zunächst aus wie ein klassischer Konstruktionsfehler. Gerade dies jedoch verhilft ihm zu seinem unvergleichlichen Lauf. Der USSA zeichnet sich durch eine hohe Aktivität aus und bricht gerade am Kopf leicht aus.
Dies ist ein klassischer Köder für die Runden 1 und 2, wenn die Fische bereits „angestochen“ wurden und schon den einen oder anderen Spoon gesehen haben. Die perfekte Kombi aus aktivem Lauf und seiner „Eigenart“, machen ihn zu einem meiner Lieblingswobbler.
Runde 3 und 4
In diesen Runden sind die Fische zumeist recht passiv. Hier ist, jeder der unsere Events mitfischt wird mir recht geben, wirkliche Überzeugungskunst gefragt. Hier kommt für mich die „Mutter aller Trout-Twitchbaits“ ins Spiel. Dies ist der Daysprout Eagle Player 50slim
Ein Köder der ganz speziell für passive Forellen entwickelt wurde. Gerade in den Übergangsmonaten April und Mai lernte ich diesen Köder schätzen. Als „Stop&Go“ Köder kommen die Bisse meist dann, wenn man nicht damit rechnet. Z. B. wenn man den Köder auf der Stelle stehen lässt und auftreiben lässt. Ein Köder der nicht stur eingekurbelt wird, sondern über die Rolle in Aktion gebracht wird.
Tipp: „Bonusfische Inklusive“
Besonders Bachforellen lieben die Twitchbaits. Einfach mal Probieren, ihr werdet begeistert sein.
Runde 5
In Runde 5 steigt die Fischaktivität wieder etwas an. Neuer Fisch bringt die älteren wieder in Schwung und die Beissfrequenz erhöht sich.
Hier greife ich gerne zurück auf den anfangs erwähnten USSA, allerdings sollte man die Farbauswahl etwas auf die aktuellen Bedürfnisse der Fische anpassen.
Aber was wenn die Bisse auf den USSA ausbleiben? „Nicht verzagen MOCA fragen“ lautet hier die Devise.
Den Rodiocraft MOCA gibt es in verschiedenen Ausführungen und zählt in Japan zu den beliebtesten Modellen.
Zahlreiche Turniersiege sprechen für diesen Köder. Beschränken wir uns hierbei auf die Variante SR ( Shallow Runner) als Slow Sinking Variante.
Durch den gleichmäßigen Lauf spricht der MOCA die Forellen direkt an und verhilft uns Anglern zum Fisch. Gerne darf im Sommer, wenn die Fische ja gerne mal zickiger sind, auf die kleine Version, den Petit MOCA, zurückgegriffen werden.
Eine weitere Besonderheit möchte ich euch nicht vorenthalten: Solltet ihr bemerken, dass die Fische vermehrt auf Köder reagieren die auf der Oberfläche laufen versucht doch gerne mal die Variante SR FII (langsam floating)/F (floating) oder HF (high floating). Durch diese Eigenschaft läuft der Floatingwobbler genau auf der Oberfläche und macht die Forellen regelmäßig verrückt.
Gerade bei den vergangenen Sommerevents der Pro Trout Championship Serie konnten wir so manche Sternstunden durch diese, sagen wir „andere Art“ der Angelei, erleben.
Leiten wir die letzte Phase des Events ein.
Runde 6
In dieser Runde kommt es zu einer besonderen Situation.
Es befindet sich bereits sehr viel Fisch im Wasser, jedoch haben die Fische auch schon die unterschiedlichsten Köder gesehen. Hier setze ich gerne auf Low-Aktion Baits wie den HMKL K1 Minnow.
Ein schlanker Köder der sehr langsam geführt, kaum Aktion aufweist, sich jedoch auch hervorragend Twitchen lässt.
Wie der Name schon sagt, imitiert der Minnow einen Baitfish, welcher sich zwischen den Forellen verirrt hat und nur darauf wartet von den Salmoniden attackiert zu werden. Durch seine schlanke Form macht der K1 kaum Druck unter Wasser und spricht besonders die passiven Fische an. Genau das, was wir in dieser schwierigen Phase brauchen.
Für mich, ein Must-Have.
Runde 7 – fast geschafft!
Endspurt…
In dieser vorletzten Runde gibt es eine Besonderheit: Der letzte Fisch schwimmt jetzt im Wasser.
Nachdem wir hier wieder mit Spoons gestartet sind, werden auch hier früher oder später die Bisse ausbleiben. Auch hier greifen wir auf Twitchbaits zurück. Hier setze ich allerdings nicht auf den zu Beginn erwähnten Daysprout, sondern setzte voll und ganz auf den HMKL Zagger 50 F2 Type R.
Der „Punktegarant“ ist ein Slow Floating Bait, welcher über die Rolle geführt wird und langsam aufsteigt. Gerade hier kommen die Bisse der Fische, welche bis dato nicht reagiert haben. Durch den zusätzlich angebrachten zweiten Haken werden hier auch die vorsichtigsten Fische verhaftet. Ein wahrer „Tournament-Winning“ Köder.
Das Grande Finale… Runde 8!!
Alle Fische sind im Wasser und haben vermutlich alle mindestens einmal einen Köder aus nächster Nähe kennengelernt.
Wenn man mich fragt welcher Wobbler der wichtigste ist dann ist es meiner Meinung nach nicht der Köder, der die meisten Fische fängt, sondern der, welcher die wichtigsten Fische fängt.
Ein Köder, der gerade dann erfolgreich ist, wenn andere versagen. Ich weiß gar nicht, wie oft mir dieser Köder bereits den entscheidenden Fisch gebracht hat. Nicht selten fische ich gegen Ende des Events Runden, in denen absolut nichts mehr funktionieren mag. Bis ich die Benkendorf-Banane auspacke. Die Benkendorf Banane ist eigentlich der 1098 Kobo Sakashiro Slim 60FS.
Auch dieser Köder steht, wie man erkennen kann, auf dem Kopf und ist daher bereits auf den ersten Blick etwas ganz Besonderes. Ein Köder, der die Big Points bringt und nicht selten zum entscheidenden 1:0 Sieg verhilft.
Für mich daher auch der zurzeit wichtigste Wobbler in meiner Kiste. Ich hoffe, der eine oder andere von euch hat bis zum Ende durchgehalten und kann aus diesem Artikel von mir etwas mitnehmen.
Anfangen aber wie?
Die Fang – und Turniererfolge kommen übrigens nicht über Nacht. Einfach Testen und dranbleiben, mit Infos und Tipps können euch die erfahrenen Jungs immer zur Seite stehen.
Einen Großteil der Köder gibt es wie ihr unschwer erkennen könnt bei meinem Partner und Freund The Art of Fishing. Danke für alle die sich die Zeit genommen haben bis hierhin zu lesen. Ich hoffe ihr konntet etwas für euch Mitnehmen.
Eurer
Tim
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