PE und Mono im Überblick, was sind die neuen Markttrends?

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Das ultra leichte Angeln am Forellenteich wurde in den letzten Jahren in Deutschland immer beliebter. Viele Angler orientieren sich am japanischen Vorbild, allerdings sind die Rahmenbedingungen etwas anders. Abgesehen davon, dass das in Japan übliche „Catch and Release“ in Deutschland strengstens verboten ist, sind hier die Fische zum Teil deutlich größer. So wundert es nicht, dass bei der Wahl der Angelschnur die Tragkraft eine höhere Priorität hat. In Deutschland ist die tragkraftstarke PE Schnur aktuell der Standard, während auf Instagram bei professionellen japanischen Trout-Area-Angler hauptsächlich monofile Schnüre zu sehen sind. Doch seit kurzer Zeit findet man die Schnüre der japanischen Profis auch bei unseren Händlern.

Selbstverständlich gibt es dünne monofile Schnüre in Deutschland schon ewig, jedoch wurden sie in diesem Kontext selten beworben. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob diese Schnüre etwas für Fans der authentischen japanischen Angelkunst bleiben oder ob die Vorteile langfristig einer größeren Gruppe Angler Freude bereiten werden. Dieser Artikel zeigt die Vor- und Nachteile der einzelnen Schnüre auf, damit ihr besser entscheiden könnt, welche Schnur Ihr zukünftig auf eure Rollen spult.

Geflochtene Schnur

Diese ist aus ultrahochmolekularem Polyethylen (UHMWPE), kurz „PE Schnur“ genannt.

Als Erstes muss man wissen, dass es beim angegebenen Durchmesser dieser Schnur
Besonderheiten gibt. Die Angaben zum Durchmesser sind teilweise hochgerechnet und oder auch ungenau gemessen, da geflochtene Schnüre weich und nicht immer 100% rund sind. Auch die Tragkraft ist nicht selten geschönt. Ein großer deutscher Angelschnurhersteller, hält derart ungenaue Messverfahren für unseriös. Aus diesem Grund verwendet dieser Hersteller die PE-Angabe, die vor allem von japanischen Schnurproduzenten genutzt wird. Hier wird das Gewicht der Schnur ermittelt. Man hat so zwar nicht den genauen Durchmesser, kann sich dadurch aber an dem zuverlässig gemessenen Gewicht orientieren. Im Ultra-Light-Bereich kommen in der Regel Schnüre von 0,1 PE bis 0,4 PE zum Einsatz.


Der erste große Vorteil von PE Schnüren ist die Tragkraft, die auch ungeschönt überzeugt.
Auch Schnüre mit nur 0,1PE lassen sich von erfahrenen Anglern zum Lachsforellenangeln verwenden. Durch das niedrige Gewicht der Schnur werden auch einfach hohe Wurfweiten möglich, jedoch ist sie auch sehr windanfällig. Zusätzlich sind geflochtene Schnüre extrem problemfrei in der Handhabung, was besonders Angelanfängern zugute
kommt. Die extrem geringe Dehnung der Schnur ermöglicht grundsätzlich eine gute Köderführung und ein schnelles Haken aggressiver Fische, hat aber Nachteile im Drill. Lebhafte zappelnde Forellen steigen schneller aus, weil die Schnur die Schläge nicht abfedern kann und große Fische können gerade bei der Verwendung sehr kleiner Haken schneller ausschlitzen.
Ein großer Nachteil der Schnur ist die Dichte, die mit 0,93g/cm3 – 0,97g/cm3 geringer als die des Wassers ist. Das bedeutet, dass die Schnur auftreibt und nicht durch das Eigengewicht absinkt. Beim Angeln an der Oberfläche ist das unproblematisch, aber beim Angeln in tieferen Wasserschichten entsteht ein Schnurbogen und man hat keinen guten Köderkontakt mehr. Man braucht beim Angeln mit PE Schnüren also schwerere Köder um den Schnurbogen raus zu ziehen. Ein niedriger Schnurdurchmesser reduziert dieses Problem.


Bei Temperaturen unter 0 Grad Celsius führt der Einsatz geflochtener Schnüre zum Zufrieren der oberen Rutenringe, was im schlimmsten Fall zu einem Spitzenbruch führen kann. Hier muss man zu einer anderen Schnur greifen. Also einer Mono-Schnur. Mittlerweile sind auch die ersten “sinking PE “-Schnüre auf den Markt gekommen, die im Gegensatz zur klassischen PE Schnur absinken.

Monofile Schnur

Diese sind aus Polyamid, kurz Mono.

Beim Kauf monofiler Schnüre sollte auf gute Qualität gesetzt werden, da die Tragkraft nicht so hoch ist, wie bei geflochtenen Schnüren. Auch hier stimmen die Tragkraftangaben nicht immer, aber wenigstens sind die Durchmesserangaben in der Regel zuverlässig. Bei hohe Qualität sind die Schnüre aus Polyamid im Vergleich mit der PE sehr günstig. So kann man ohne ein Vermögen zu zahlen viel ausprobieren, Zusätzlich ist Polyamid Schnur in den verschiedenen Durchmessern sehr gut verfügbar, da sie auch im Friedfischbereich eingesetzt wird. Empfohlen wird für das Ultra-Light-Angeln in der Regel ein Durchmesser von 0,10mm-0,14mm.

Die Schnur ist durch den höheren Durchmesser schwerer, wodurch sich die Wurfweite verringern kann. Dafür gleitet die Schnur durch ihre glatte Oberfläche besser durch die Ringe und ist trotz des höheren Durchmessers weniger Windanfällig. Eine besondere Eigenschaft von Monofiler Schnur aus Polamid ist die Dehnung. Diese bringt im Drill des Fisches einen großen Vorteil. Fische können den Köder schwerer abschütteln und auch das Ausschlitzen wird verhindert. Dafür arbeitet die Schnur natürlich auch bei der Köderführung und dem Anschlag.


Mit einer Dichte von 1,14 g ist das Material etwas schwerer als Wasser und sinkt langsam ab. Das verringert die Bildung von Schnurbögen und man hat trotz der Dehnung gerade mit leichten Ködern einen besseren Köderkontakt. Wie alle monofilen Schnüre, kann Polyamidschnur gut im Winter gefischt werden. Es gibt auch “Low-Stretch-Mono” oder “Hard-Mono”, die eine geringere Dehnung hat.

Fluorcarbon

Dies ist monofile Schnur aus Polyvinylidenfluorid. Dieses besteht aus fluorhaltigem Polymer und wird umgangssprachlich „Fluorocarbon“ genannt.

Fluorocarbonschnur wird meistens als Vorfachschnur verwendet, da sie besonders abriebfest ist und im Wasser nahezu unsichtbar. Die Dehnung dieser Schnur ist bei niedriger Belastung sehr gering, was eine direkte Köderführung ermöglicht. Bei höheren Belastungen dehnt sie sich aus, allerdings lässt sie sich auch schneller überdehnen und zieht sich anschließend nicht mehr vollständig zurück. Dies sollte man bei der Einstellung der Schnurbremse berücksichtigen. Mit einer Dichte von 1,77g ist Fluorocarbon das schwerste Material und sinkt am schnellsten ab.

Dadurch kann sie gut eingesetzt werden, wenn der Köder schnell in tieferen Bereichen einsatzfähig sein soll. Wie auch bei der Polyamidschnur entsteht hier kein Bogen auf der Wasseroberfläche. Setzt man Fluorocarbonschnur als Hauptschnur ein, muss berücksichtigt werden, dass die Schnur sehr hart und schwierig zu handhaben ist. Es gibt aber minimal weichere Varianten, die besser geeignet sind, als extra harte Fluorocarbonschnur, die häufig als „Shock Leader“ verkauft wird. Dennoch bleibt der Einsatz anspruchsvoll und es kann schnell zu einer „Perückenbildung“ kommen. Dies ist beim Einsatz von Fluorocarbonschnur sehr ärgerlich, da die Schnur sehr Hochpreisig ist. Daher wird diese Schnur Anglern empfohlen, die bereits Erfahrungen mit dünnen Polyamdischnüren gemacht haben.

Mono-Schnur mit Ummantelung

Eine besondere Schnur (die u. a. der Fishingman Dennis als Vorfach fischt ist) ist die YORK INVISIO Angelschnur. Es handelt sich hierbei um eine Monofile Schnur die mit Fluoarcarbon ummantelt ist. Hier nutzt man die 0.16 oder 0.18 mm. Die Schnur kostet weniger als 4 € für 150 m und ist am günstigsten bei Ebay zu bekommen.

Ester

Monofile Schnur aus Polyethylenterephthalat (PET) auch „Ester“ genannt ist der neue Trend und verspricht viel.

Esterschnur ist in der deutschen UL-Szene vor allem wegen ihrer Widerspenstigkeit, schnellem Drall und Perückenbildung berüchtigt. Sie ist schwierig in der Handhabung, hat allerdings große Vorteile gegenüber anderen Schnüren. Mit nahezu keiner Dehnung und einer Dichte von ca. 1,3g ist sie in Sachen Köderführung die Nummer Eins. Deswegen kann man sie besonders gut zum Angeln von Microspoons verwenden. Wer sich einmal mit ihr angefreundet hat, kann auch weitere Einsatzgebiete finden, in denen es auf optimale Köderführung ankommt.

Expertentipp

Der bekannte UL-Angler Tim Keppler rät dazu, die Rolle nicht zu voll zu machen. Weniger ist mehr. Und wichtig: Vertrauen in die Schnur haben! Ideal sind nicht mehr als 50 Meter auf der Rolle.

Viele Wege führen zum Fisch

Am Ende findet jeder Angler seinen eigenen Weg zum Fisch. Jeder kann entscheiden, ob er lieber entspannt und problemfrei angelt oder ob er aus jeder Situation das Maximum rausholt. Die verschiedenen Schnüre geben einem die Möglichkeit, sich auf verschiedene Situationen richtig einzustellen. Genau wie Köder und Rute können sie einen erheblichen Einfluss auf den Fangerfolg haben. Somit haben die angebotenen Schnüre in jedem Fall ihre Berechtigung.
Falls man sein Traumsetup noch nicht gefunden hat, kann man die Rolle in die Hand nehmen, ans Wasser gehen und testen.


Wir wünschen euch viel Spaß dabei und einen erfolgreichen Weg zum Fisch!

Tight lines

Eurer David

Eine Antwort zu „PE und Mono im Überblick, was sind die neuen Markttrends?“

  1. […] Im Prinzip ja. Die Schnur müsste aber bei ähnlicher Tragkraft deutlich dicker sein und das geht dann zu Lasten der Reichweite. Hinzu kommt das der Kontakt zum Köder und Fisch schlechter ist. Von daher ist die geflochtene Schnur doch die bessere Wahl. Wir empfehlen die Mono Schnur dann doch eher schon zum Spoon-Angeln. Mehr zum Thema Angelschnüre auch in diesem Artikel. […]

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